Montag, 31. Dezember 2012

Nah und wunderschön

Ihre Stimme weich und schön
Sie ist mir so vertraut
Die Worte, die wir wechseln, sind überflüssig
Sie dienen nur
Als Raum der Gefühle
Warm und nah, sie ist mir so nah

Das was wir mehrfach dieses Jahr
Zu durchtrennen versuchten
Suchte sich wie Wasser neue Wege
Und überflutet mich nun
Mit Glücksgefühlen
So wunderschön


© Andi_206


Sonntag, 30. Dezember 2012

Magnetisch angezogen

Hausflure, Treppenhäuser in sich verschachtelt
Menschenströme bewegen sich durch sie
Zielsicher oder wie magnetisch angezogen

Mein Kollege neben mir verliert an jeder Ampel
Einen Anzugsschuh aus seinem Jutebeutel
Rot auf grün und die Menschenmenge schiebt uns weiter

Roulette der Gedanken, die ich nicht denken wollte
Niemals ankommen, kein Entkommen, Gedankengefängnis
Kein Stresshormon drängt sie zurück, unterdrückt und tötet sie

Sie taucht aus den Köpfen auf, ihr dunkles Haar
Ihre blauen Augen und die bestimmte Art mich anzusehen
Sie nimmt mich an die Hand und mit

In ein Cafe in der Abendsonne
Sonnenstrahlen brechen sich auf dunkelbraunen Holz
Angeschabt und angekrazt und doch wieder die gleichen Gefühle

Aus den Augen verloren wie die untergehende Sonne
Das Gefühl zurückbehalten und hinter dem Horizont versteckt
Zufällig wieder entdeckt oder hat sie an mich gedacht, auch von mir geträumt


© Andi_206


Freitag, 28. Dezember 2012

Niemandsland

Stürmisches Meer brandet an
Das flache Land, den Sommerstrand
Mit den wenigen Felstrümmern
Als Wellenbrecher

Knapp dahinter die Häuser
Alte Häuser aus dunklen Stein gebaut
Steinmetzwerk - wie als wären es
Kleine Trutzbrurgen gegen irgendwas

Acht Bahngleise und auf Gleis 2
Oder 3 geht es nach Hause
Was auch immer zu Hause heißt
Und auf der alten Bank dazwischen wartet sie

Grün blau geschwollene Wange
Mit zwei kleinen, verkrusteten Löchlein im Zentrum
Sie will mir nicht sagen, wer ihr das angetan hat
Ich nehme sie in den Arm und wiege sie

Die Wellen tosen und aus den Häusern
Steigt dunkler Rauch auf, den der Wind drückt
Die Fenster sind dunkel und vergittert
Und niemand blickt nach außen, zeigt sich

Im Niemandsland der vergessenen Träume
Der Strände ohne einer Menschenseele
Dem Himmel ohne Wolken und Engel
Und den Nächten ohne einem Sternenhimmel

© Andi_206


Donnerstag, 27. Dezember 2012

Euphorie

Über die Gleise mit dem kohlschwarzen Schotter
Die Bahn gelb erleuchtet fährt an uns bimmelnd vorbei
In mir Euphorie über eine Entwicklung
Die mir so nicht prophezeit wurde und kein Traum verraten hatte

Hand in Hand und sie führt mich
Weil die Andere, die von mir Auserkorene keine Lust auf mich hatte
Sie bemerkte dies sofort und ein glitzern in ihren Augen machte mich auf sie aufmerksam
Sie schlug zu und kaufte mich wie ein Schnäppchen auf dem Wühltisch

Ihre Nähe und Direktheit überforderte alle meine Abwehrsysteme
Sie überlachte mit einem warmherzigen Lachen all meine Ängste
Und bereits nach kurzer Zeit fühle ich mich zu ihr zugehörig
Sie genießt meine Anhänglichkeit, die Nähe, die ich ihr zurückgebe

Hand in Hand und ich bin glücklich und könnte vor mich hinsingen
Durch den dunkelnen Park mit den kahlen Baumriesen
Die sich mit ihren komplexen Astwerk über uns beugen
Wie als würden sie unser junges Glück begrüßen und beschützen wollen

© Andi_206


Mittwoch, 26. Dezember 2012

Panikkreise

Wie es mir die Luft nimmt
In der kalten klaren Winternacht

Stöhnen ist auch eine Art von Hyperventilieren
Vielleicht will es mich geil machen

Wie es meinen ganzen Körper anspannt
Als würde es mich an ganz bestimmten Stellen berühren

So viele Gedankenkreise als wäre ich ein Teich im tiefen Wald
Und es wirft Steine in mich, es erzeugt Panikkreise

Neben meinem Spiegelbid durch die Wellen verzerrt
Spüre ich es, wie es seinen Schatten meinen berühren lässt

Es stößt mich um, zwingt mich auf die Knie
Und sein schwerer Schatten nimmt sich meine Luft zum Atmen

© Andi_206


Das Experiment

Ihre angemalten Lippen
In meinen wilden Träumen
Grün wie die postmodernen Bauten
Jugendjahre in Paris
In engen dunkelblauen Schwimmanzügen
Nur Mädchenstimmen in einer hohen Schwimmhalle
Der Weg dorthin im Hochsommer
Gefühlt unauffindbar

Schwarz die Fußnägel lackiert
Ihre schwarzen Haare, lang und nass
Und sie, gefühlt, immer in meiner Nähe
Mit den weißen Handtüchern
Die mit schwarzen Plastikpolstern
Ausgestatteten Liegestühle
Nebeneinander, leicht berühren sich
Unsere Fingespitzen

Schwarz getuschte Wimpernaufschläge
Grüne Augen und große schwarze Pupillen
Perfekter Augenblick
Ich sprachlos, mit leicht geöffneten Mund
Gleiten unsere Finger ineinander
Und sie küsst mich leicht auf die Lippen
Mit ihren leicht befeuchteten Lippen
Im Umkleideraum mit den Neoröhren und den Föngeräuschen

Durch die braun getönten Scheiben scheint die Sonne sternförmig
Sonnenbrille gegen die Grelle
Gefühle, die aus der Haut platzen wollen
Schwarzer Teer, der Blasen wirft, im Hochsommer
Ihre Umarmung, ihre Haut auf meiner, trocken und weich
Durch die Straßen, entlang den Cafes
Mit den rauchenden Menschen
Die uns fokussieren, als wären wir ein Experiment

© Andi_206




Montag, 24. Dezember 2012

Sternenstaub

Es war ein orange roter Sonnenuntergang
Über dem tief dunkelgrünen Tannenwald
Wolken wie Federn von exotischen Vögeln
Seidentücher in Pastellfarben wehen im Wind

Gedankengleichheit, die uns verführt
Fast die gleichen Wörter auf zu schreiben
Und uns diese Weihnachtskarten zu schenken
Zauberkarten mit einer unglaublichen Wirkung

In der Stille dieser Nacht könnten keine Wörter
Geschrieben oder von mir gesprochen
Das Flüstern der flackernden Kerzen übertönen
Meine Gedanken an sie glitzern wie Sternenstaub


© Andi_206


Samstag, 22. Dezember 2012

Herzlich Lachen

Wie sie lachen musste
Es befreite mich
Aus einem gespenstischen Netz
An Gespinsten

Wie wir uns in die Augen schauten
Nach all dem, was sie von mir und ich von ihr weiß
So viele Emotionen, so tief verwurzelt
Wie ein großer, mächtiger Baum erleuchtet von Glücksmomenten

Einmal im Leben war ich cool
Und dass auch nur, weil ich ihr in diesem
Für sie so wichtigen Moment zurück geben wollte
Was sie mir immer wieder einfach so aus ihrem Herzen heraus gab


© Andi_206

Freitag, 21. Dezember 2012

Überschallherzklopfen

Mit Überschallgeschwindigkeit schloss sich die Muschel
Versteinert vor Angst es ginge zu weit
Wünschte sie sich weg in eine andere Welt
Die Tonnen an Wasser drückten auf sie wie
Die Schneelast einer abgehenden Gebirgslawine
In weiß gehüllt war jeder einzelne Gedanke, um zu verschwinden
Unerkannt, unausgesprochen und ungehört
Wie ungezogen und unerhört es war, was gerade passierte

Geschwängert vor Übermut und verführerischen Gefühlen
Leckt er über die fest aufeinander gepressten Ränder
Der beiden Muschelhälften, sanft und zärtlich
Auf und ab, im Rhythmus ihres Herzschlags
Küsst er ihre Lippen, bis sie ihr Becken nach vorne schiebt
Sich ihre Lippen öffnen - wie die zarte Knospe einer Rose
Sie ihre Beine spreizt, weiter spreizt, bis seine Zunge sie
Tiefer liebkosen kann, mit der tieferen Knospe spielt


© Andi_206


Mittwoch, 19. Dezember 2012

Ohne Abschied

I.
Sie zurückgelassen
Ohne einen Augenblick
Eine herzliche Umarmung

So viel hat uns dieses Jahr verbunden
Und ich bin einfach zum Bahnhof gestürmt
Fixiert auf diesen Zug

II.
Leerer Zug
Im Bahnhof der Neonlichter
Stehst Du und wartest Du auf das Nichts

Was Dich angrinst
Auslacht
Dir leere Fantasien auf Postern fixiert vorhält


© Andi_206



Dienstag, 18. Dezember 2012

Schwerelos

Sie tanzen umeinander herum
Obwohl sich ihrer beiden Lippen
Schon längst berühren

Leicht und zärtlich
Wie der Flügelschlag von Schmetterlingsflügeln
Schweben sie schwerelos in der Luft


© Andi_206







Samstag, 15. Dezember 2012

Erloschene Funken

Kein Schneegestöber wie vor zwei Jahren
Auch kein Funkenflug mehr
Anstatt dessen Regen
Und eine rote Ampel, deren Farbe in die Pfütze läuft

Zu viele Unterbrechungen und gegenläufige
Gefühlsbewegungen, wie zwischen Wellentälern
Aber unterschiedlichen und selbst wenn nur eine Welle
Zwischen uns ist, verhindert sie, dass wir uns fühlen


© Andi_206




Dienstag, 11. Dezember 2012

Der Raum der Träume II

Liebe
Unkörperlich
Zerbrechlich wie Eisblumen
Vergänglich wie das Sonnenlicht eines Tages
Wiederkehrend wie der Sonnenaufgang

In der Dunkelheit
Finsternis wie der Untergrund schwarz
Schwarze feuchte Moorerde
Geerdet
Grundwasser

Allein das Gefühl
Nicht allein zu sein
Mit der Art des Fühlens
Welches anderen unbekannt ist
Unsichtbar und unwahrnehmbar, nur nicht für sie

Verborgen, geborgen
Wie ein unermesslich wervoller Schatz
In einem Versteck, in einem geheimen Raum
Finden sie sich immer wieder ein
Und träumen


© Andi_206



Samstag, 8. Dezember 2012

Sinnlichkeit II

Übersinnliche Wahrnehmung
Wangenhaut, die auf einem Winterspaziergang an den Wangenknochen anfriert
Innerlich gespannt wie ein Bogen
Die Gedanken so spitz wie eine Pfeilspitze

Unter Wasser im Eiswasser
Über mir eine Eisplatte
Meterdick
Glasklar

Darüber im Fluchtlicht der Neonsterne
Eine Eistänzerin, die ihre Bahnen zieht
Ins Eis schneidet
Fragil, grazil

Sie scheut sich, mich anzusehen
Denn sie könnte mich sehen
Wenn sie mich sehen möchte
Mich begreifen möchte

Sie springt, schraubt sich in die Nacht
Und wenn sie wieder aufsetzt auf der Eisplatte
Ist es wie früher, wenn die Plattennadel vom Plattenspieler
In die klanglosen Rillen der Platte greift und der Verstärker das Rauschen verstärkt

Ich höre ihr Herz klopfen
Sie ein- und ausatmen
Und plötzlich höre ich ihre Gedanken
Sie denkt nicht, sie singt

Ich höre sie singen und in ihren Worten
Liegt all die Hoffnung und all die Angst
Ineinander verflochten, wie die unentflechtbaren Verpflichtungen
Die uns beide an unsere von einander getrennten Leben binden

Trennen
Wie Stacheldrahtzäune paradiesische Landschaften
Wie Staustufen
Die den Lauf des Wassers unnatürlich unterbinden

Und doch ist da dieses übersinnliche Gefühl
Wie feine Wurzeln, die ineinander wachsen, sich verbinden
Unüberwindliches überwinden können
Wurzelgeflechte im schwerelosen Raum

Der eigentlich nicht existieren dürfte, weil da Nichts sein sollte
Doch nun ist da im Nichts ein geheimer Raum entstanden
Voller Sinnlichkeit
Und Möglichkeiten

© Andi_206


Mittwoch, 5. Dezember 2012

Achterbahn

Zu schnell, dass sie mich einholen hätte können
Und jetzt, ertrinke ich in ihren Augen
Unerwartet und berauscht, von ihrer Nähe

Habe ich unbewusst auf sie gewartet, dass sie mich anspricht
Mit ihrer Fokussierung auf meine Augen, mich mit ihrer Herzenswärme entwaffnet
Noch auf dem Weg, war ich ohne Liebe

Ich fühle, sie
Spüre, Glück, schwärme und strahle, bin aufgeregt, weil sie mir noch näher kommt
Aus zwei Sonnen werden eine, so nah ist ihr Gesicht vor meinem

Am gleichen Tag, sehen wir uns wieder
Lachen, lächeln uns an
Es ist, als würden wir um uns kreisen

Drehen Kreise, bis uns schwindelig wird
Fliegen in Umlaufbahnen, die sich unvorsichtig annähern
Als spielte die Unendlichkeit der Unvernunft mit uns, Achterbahn

© Andi_206