Mittwoch, 26. Juni 2013

Privatsphäre

Ausgespäht durch Automatismen, die mir die Freiheit nehmen
Alles was ich sein will, virtuell bin, meiner Realität zuordnen
Als würde eine Wohnung zusätzliche Räume bekommen
Die vorher bereits unsichtbar vorhanden waren

Ich bin unter falschen Namen und einer mir erwünschten Identität
Existent, mehrmals existierend, mehrmals frei gewesen
Und diese Existenzen sollen nicht der wahren Existenz zugeordnet werden
Deswegen war ich anonym, psydonym, ein Psydo

Nym wie "es geht niemanden was an, wer ich tatsächlich bin"
Scheiß Suchmaschinen und Personeninformationssysteme
Es gibt wohl kein Recht auf eine virtuelle Privatspähre, auf ein Privatsphähre
Ich lebe im Glashaus

Scheißegal, dann bleiben im normalen Leben auch die Rolläden offen
Und es kann jeder sehen, wie ich scheiße und ficke
Mich in einen rot behaarten Bullen verwandle
Je schneller und härter ich die Frau ficke, die nach meinem Schwanz giert

© Andi_206


Dienstag, 25. Juni 2013

Mienenfeld

Wolkenfeld zerrissen um den Vollmond
Seltsam verloren und dennoch gebunden
Wattemonde um den Mond
Dahinter tiefschwarze Lichtleere

Zurückdenken, vielmehr fühlen
Stromkreise schließen wie in einem verbotenen Testlabor
Wünschen, zu hoffen, dieses starke Gefühl wieder zu entdecken
Eine Gesuchtmeldung sehnsüchtig aufgeben

Intensität aus dem Gedächtnis, nein
Aus dem Herzen, könnte sein
Aus den tiefsten Seelengründen, ja, ganz sicher
Mienenfeld der puren Leidenschaft, durch das ich zu Dir renne

© Andi_206

Montag, 24. Juni 2013

Eierschalfarben


Leere Seite
So fahl leuchtend
Wie ihre Beine
In eierschalfarbenen Nylonstrumpfhosen

Ihre weißblonden langen Haare
Fast Po-lang
Schulterpolster
Kurzer schwarzer Rock und schwarze High-Heels

Ihr Gesichtsausdruck spiegelt den langweiligen Montag wider
Sinnloser Zeitdruck lässt sie die Betontreppe geschwind hochstöckeln
Öder Himmel mit Regenschauern
Sie verschwindet im Gewimmel der Menge, zu meinen Bedauern

© Andi_206



Mittwoch, 12. Juni 2013

Szenarioanalyse

Szenarioanalyse eines Tages
Der begann in den Augen eines Mannes
Der von mir erkannt werden wollte
Der aber für mich unbekannt war

Im Tunnel einer dünnstelzigen Blonden
Nachgejagt bis sie sich im Gericht anmeldete
Und ich über die Straße eilte
Ungerichtet

Verlust der Zutrittskarte Version eins
Vor der mittleren Zugangstüre
Sie fallen gehört und sie wieder aufgehoben
Im Gebäude wie ins Gefängnis gesperrt, ohne Gerichtsverhandlung

Minirock und perfekt dünne Beine
Sitzen vor mir und schieben sich unter dem Schreibtisch vor
Sie schaut mir in die Augen und ich versuche
Irgendeinen professionellen Kack zu labern

Diese langen Oberschenkel und ihre Augen im Kopf
In meinem Büro, Fenster auf, Fenster zu, zu heiß
Tür auf, Tür zu, fragende Frager, antwortendes Ich
Sie ist nicht dabei, auch nicht als wir im Rudel ein Eis essen gehen

Nachmittag, Telefonate, Vorfreude, Bewerbung
Wilde Diskussion über Darstellungsformen und Möglichkeiten
Botschaft, welche Botschaft, was wollte der Kritiker
Trotzdem leidenschaftliche Diskussion

Neue Sitzordnung, Kopie, geheim, Aufregung
Gegen Massentierhaltung, aber Mitarbeiter können auch
In Massen auf kleinst möglichen Raum
Ohne richtige Klimaanalage und richtiges Licht verdichtet werden

Rücksprung in die endlose Schlange vor der Essensausgabe am Mittag
Braunhaarige Traumfrau nennt mich, mein Lieber
Und schnappt mir das letzte Essen vor der Nase weg
Warten und plötzlich der Anführer der Schlange sein, zisch, zisch

Schneller Vorlauf, Eingabe von Beurteilungen in seltsame Systeme
Gebe mir die größte Mühe gutes zu Tun, das System ist gegen mich
Und hält mich bis spät in die Nacht fest
Sonnenschatten werden durch dunkle Schatten abgelöst, Schwüle bleibt

Ausbruch, am grüßenden Pförtner vorbei über die Straße
Die andere Straße rauf, Ladeneröffnung mit Hip Hop Band
Vorbei geströmt, durch die Menge durch
An der Bushaltestelle, Version zwei, Zutrittskarte tatsächlich verloren

In der Wohnung, Rockkonzert vor dem Fenster, voll laut
Lache voll laut und esse zu Abend in der Nacht
Ende des Konzerts, Ende des Tages
Ende der Szenarioanalyse dieses Tage, ohne ein Ergebnis, gute Nacht

© Andi_206


Samstag, 11. Mai 2013

Roter Faden


ROTER FADEN

Rotes 
Kletterseil
Abgeschnitten
Und mir um den Hals gebunden
Wie einem jungen Hund
Der erzogen wird
An der Leine zu gehen
Bei Fuß zu gehen

Goldenes Glöckchen
Aufgefädelt wie eine Perle
An der roten Schnur
Um meinen Hals
Dass wenn ich Männchen mache
Es jeder hört
Mein Betteln nach Zugehörigkeit, nach Zärtlichkeit

© Andi_206


Sonntag, 14. April 2013

Frühlingsbeginn

Aus dem Parallelleben ausgeklinkt
Seltsame Ruhe, die keine ist
Weil sie in mir spukt

Als würde ich am Tag davon träumen
Mein Körper gar nicht hier sein
Mein ich in einer Zentrifuge in ein anderes Leben gequetscht

Den Verstärker lauter drehen
Bis es aus den Bassboxen brummt
Und bekannte Stimmen aus den Lautsprechern tönen, Artifakte

Aus dem Rauschen quillen sie wie sprießende Pflänzchen
Aus dem dreckigen Boden in Superzeitlupe schießen sie
Planlos, ziellos, Freilos, klink mich wieder ein und schließe die Augen dabei


© Andi_206

Samstag, 13. April 2013

Pralle Pobacken

Monochrome Räume
Mit Glaswänden
Hellen Lichtern und dunklen Schatten
Teppichen mit dichten Mustern aus Schwarz und Weiß
Und doch ist die Welt beherscht aus klaren Linien
Vertikal und horizontal
Ein Netz aus Fadenkreuzen

Du, schon wieder Du
In meiner Nähe, in deinem kurzen, schwarz weißen Kostüm
Deine langen weißen Beine
Dünn und leicht muskolös
Kniekehlen
Zierliche lange, lockende Oberschenkel
Stoffrand aus Wollstoff

Wölbungen
Pralle Pobacken
Klein wie reife Äpfel
Ich treibe dich vor mich her
Sie anzufassen
Sie zu ernten
Dich zu verzehren

Du bemühst jedes Rollenspiel
Um mich zu irritieren
Du könntest meine Tochter sein
Ich könnte dein Chef sein
Du bist mir verboten
Es ist mir verboten, dich zu verführen
Deine Zähne, so weiß, und deine Lippen feucht

Warum bleibst du jetzt stehen
Berührst mit deinen Händen meine Hände
Meine Arme
Meinen Hals am Nacken
Öffnest mit deiner anderen Hand eine Glastür
Zu einen schwarzen Raum
Einer sternenlosen schwarzen Nacht


© Andi_206