Samstag, 8. Dezember 2012

Sinnlichkeit II

Übersinnliche Wahrnehmung
Wangenhaut, die auf einem Winterspaziergang an den Wangenknochen anfriert
Innerlich gespannt wie ein Bogen
Die Gedanken so spitz wie eine Pfeilspitze

Unter Wasser im Eiswasser
Über mir eine Eisplatte
Meterdick
Glasklar

Darüber im Fluchtlicht der Neonsterne
Eine Eistänzerin, die ihre Bahnen zieht
Ins Eis schneidet
Fragil, grazil

Sie scheut sich, mich anzusehen
Denn sie könnte mich sehen
Wenn sie mich sehen möchte
Mich begreifen möchte

Sie springt, schraubt sich in die Nacht
Und wenn sie wieder aufsetzt auf der Eisplatte
Ist es wie früher, wenn die Plattennadel vom Plattenspieler
In die klanglosen Rillen der Platte greift und der Verstärker das Rauschen verstärkt

Ich höre ihr Herz klopfen
Sie ein- und ausatmen
Und plötzlich höre ich ihre Gedanken
Sie denkt nicht, sie singt

Ich höre sie singen und in ihren Worten
Liegt all die Hoffnung und all die Angst
Ineinander verflochten, wie die unentflechtbaren Verpflichtungen
Die uns beide an unsere von einander getrennten Leben binden

Trennen
Wie Stacheldrahtzäune paradiesische Landschaften
Wie Staustufen
Die den Lauf des Wassers unnatürlich unterbinden

Und doch ist da dieses übersinnliche Gefühl
Wie feine Wurzeln, die ineinander wachsen, sich verbinden
Unüberwindliches überwinden können
Wurzelgeflechte im schwerelosen Raum

Der eigentlich nicht existieren dürfte, weil da Nichts sein sollte
Doch nun ist da im Nichts ein geheimer Raum entstanden
Voller Sinnlichkeit
Und Möglichkeiten

© Andi_206


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