Übersinnliche Wahrnehmung
Wangenhaut, die auf einem Winterspaziergang an den Wangenknochen anfriert
Innerlich gespannt wie ein Bogen
Die Gedanken so spitz wie eine Pfeilspitze
Unter Wasser im Eiswasser
Über mir eine Eisplatte
Meterdick
Glasklar
Darüber im Fluchtlicht der Neonsterne
Eine Eistänzerin, die ihre Bahnen zieht
Ins Eis schneidet
Fragil, grazil
Sie scheut sich, mich anzusehen
Denn sie könnte mich sehen
Wenn sie mich sehen möchte
Mich begreifen möchte
Sie springt, schraubt sich in die Nacht
Und wenn sie wieder aufsetzt auf der Eisplatte
Ist es wie früher, wenn die Plattennadel vom Plattenspieler
In die klanglosen Rillen der Platte greift und der Verstärker das Rauschen verstärkt
Ich höre ihr Herz klopfen
Sie ein- und ausatmen
Und plötzlich höre ich ihre Gedanken
Sie denkt nicht, sie singt
Ich höre sie singen und in ihren Worten
Liegt all die Hoffnung und all die Angst
Ineinander verflochten, wie die unentflechtbaren Verpflichtungen
Die uns beide an unsere von einander getrennten Leben binden
Trennen
Wie Stacheldrahtzäune paradiesische Landschaften
Wie Staustufen
Die den Lauf des Wassers unnatürlich unterbinden
Und doch ist da dieses übersinnliche Gefühl
Wie feine Wurzeln, die ineinander wachsen, sich verbinden
Unüberwindliches überwinden können
Wurzelgeflechte im schwerelosen Raum
Der eigentlich nicht existieren dürfte, weil da Nichts sein sollte
Doch nun ist da im Nichts ein geheimer Raum entstanden
Voller Sinnlichkeit
Und Möglichkeiten
© Andi_206
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